Im Oktober 2022 wurde eine neue Omikron-Variante XBB.1.5 entdeckt. Bisher ist diese nach Angaben der WHO vor allen Dingen in den USA zu finden. Weltweit wurde die XBB.1.5 Variante aber schon in 29 Ländern nachgewiesen und breitet sich seit Anfang des Jahres auch vermehrt in Europa aus. Obwohl die neue Variante lediglich eine Untergruppe der Omikron-Variante ist, die seit Ende 2021 zirkuliert, sorgt sie dennoch für steigende Zahlen bei den Krankenhauseinweisungen in den USA. So schätzt die US-Gesundheitsbehörde CDC, dass die Variante XBB.1.5 in der Woche vor dem Jahreswechsel rund 40,5 Prozent aller Neuansteckungen in den USA ausgemacht hatte. Ein Grund dafür sei, dass XBB.1.5 so leicht übertragbar wie keine bisher bekannte Variante ist. Zudem würden sich laut WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus die Berichte über die starke Belastung der Gesundheitssysteme in Regionen der nördlichen Hemisphäre häufen, da dort momentan auch Atemwegserkrankungen wie die Grippe grassierten.
Gefährlichkeit der neuen Variante
Bisher hat die Weltgesundheitsorganisation noch keine abschließende Einschätzung zu der neuen Variante XBB.1.5 abgegeben. Jedoch sei eine Risikoanalyse in Arbeit, welche in Kürze veröffentlicht werden soll. Obwohl die neue Variante so leicht übertragbar sei wie keine bisher bekannte Variante, gebe es dennoch keine Anzeichen dafür, dass XBB.1.5 schwerere Erkrankungen auslöst als andere Virusvarianten, sagte Maria Van Kerkhove, Leiterin des WHO-Programms zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Dennoch sollte die neue Variante mit ihrer enorm hohen Ansteckungsgefahr nicht unterschätzt werden. Denn bisher ist nicht bekannt, ob die bestehenden Impfstoffe gegen XBB.1.5 wirksam sind. Nicht umsonst hat sich die als Super-Variante bekannte Mutation den Spitznamen „The Kraken“ verdient. Der Grund dafür liegt an der stark erhöhten Fähigkeit zur Infektion, welche unter anderem durch Immunitätsflucht und die Bindung an das ACE2-Protein bewirkt wird.
Gemäß der Aussage von Maria Van Kerkhove verdeutliche der Anstieg der XBB.1.5-Fälle zudem, wie wichtig es sei, Covid-19 weiterhin weltweit zu überwachen. Die WHO werde weiterhin die Laborergebnisse, Krankenhausdaten und Infektionsraten genau beobachten, um mehr über die Auswirkungen auf betroffene Patienten zu erfahren. Und auch der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) äußerte sich via Twitter besorgt über die neue Coronavirus-Variante XXB.1.5: „Wir überwachen, ob und wie stark XBB.1.5 in Deutschland auftritt.“
Einschätzung von Virologen
Für die Virologin Ulrike Protzer aus München ist es eher unwahrscheinlich, dass die neue Variante gefährlichere Erkrankungen hervorrufen werden als bisherige Varianten. Das Virus habe sich vielmehr darauf spezialisiert, immer ansteckender zu werden. Eine weitere Entwicklung in diese Richtung sei zu erwarten.
Was dies jedoch für die Gesundheitssysteme und die damit verbundene Belastung bedeutet, bleibt weiterhin offen. Bis zur Veröffentlichung der WHO-Risikoanalyse muss somit die Ausbreitung des „Kraken“ weiterhin genaustens beobachtet werden.
Der Virologe Oliver Keppler weist zudem darauf hin, dass es wichtig sei, nicht mit dem Finger auf einzelne Länder wie beispielsweise China oder die USA zu zeigen, nur weil diese besonders stark von der neuen Variante betroffen sind. Solch ein Verhalten sei unangemessen. Denn neue Varianten von SARS-CoV-2 können täglich überall auf der Welt, auch bei uns, entstehen und sich von dort ausbreiten. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die neue Variante XBB.1.5 entwickelt und welche Folgen damit verbunden sind.